Haben Sie die obigen Fragen für sich beantwortet, so beginnt die eigentliche Planung der Büroräume. Der Planungsprozess gliedert sich dabei traditionell in drei aufeinanderfolgende Schritte.
Gesetzliche Grundlagen und Vorteile ergonomischer Arbeitsplätze
Die rechtliche Basis für ergonomische Arbeitsplätze bilden das Arbeitsschutzgesetz und die Arbeitsstättenverordnung. Diese Regelwerke verpflichten Arbeitgeber*innen, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass Gesundheitsgefahren vermieden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter*innen erhalten wird. Die Umsetzung dieser Vorgaben erfolgt durch eine gründliche Gefährdungsbeurteilung, die alle relevanten Aspekte des Arbeitsplatzes berücksichtigt [Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)].
Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze bieten signifikante Vorteile für Unternehmen und Beschäftigte. Studien zeigen, dass durch die Implementierung ergonomischer Maßnahmen die Produktivität um durchschnittlich 25% gesteigert werden kann. Gleichzeitig reduzieren sich arbeitsbedingte Erkrankungen des Bewegungsapparats um bis zu 59%. Diese Verbesserungen führen zu einer Senkung der krankheitsbedingten Fehltage und damit zu erheblichen Kosteneinsparungen für Unternehmen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Prävention von Langzeitschäden. Rückenbeschwerden verursachen im Durchschnitt 13,5 Fehltage pro Arbeitnehmer*in und Jahr. Durch die konsequente Anwendung ergonomischer Prinzipien lassen sich diese Ausfallzeiten deutlich reduzieren. Zudem steigert ein ergonomisch optimierter Arbeitsplatz die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter*innen, was sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre und die Bindung an das Unternehmen auswirkt [Management Circle].
Kernelemente der gesetzlichen Anforderungen
- Durchführung regelmäßiger Gefährdungsbeurteilungen
- Anpassung der Arbeitsmittel an die Bedürfnisse der Beschäftigten
- Bereitstellung ergonomischer Büromöbel und Arbeitsmittel
- Schulung der Mitarbeiter*innen in ergonomischem Arbeiten
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen
Die Umsetzung dieser gesetzlichen Vorgaben und ergonomischen Prinzipien erfordert ein systematisches Vorgehen. Eine strukturierte Checkliste für ergonomische Arbeitsplätze bildet hierfür die Grundlage und unterstützt Unternehmen bei der effizienten Implementierung und Kontrolle der notwendigen Maßnahmen.
Kernelemente der Checkliste: Sitzposition, Bildschirm und Arbeitsfläche
Eine ergonomische Sitzposition bildet das Fundament für gesundes Arbeiten im Büro. Der Bürostuhl sollte eine dynamische Sitzhaltung ermöglichen und individuell einstellbar sein. Die optimale Sitzhöhe ist erreicht, wenn die Oberschenkel waagerecht zum Boden stehen und die Füße vollständig aufliegen. Die Rückenlehne unterstützt die natürliche S-Form der Wirbelsäule, wobei der untere Rücken besonders gestützt wird. Armlehnen entlasten die Schulter-Nacken-Partie und sollten auf Höhe der Tischplatte eingestellt werden [ifaa].
Die korrekte Positionierung des Bildschirms ist entscheidend für die Vermeidung von Nacken- und Augenbeschwerden. Der obere Bildschirmrand sollte sich etwa eine Handbreit unterhalb der Augenhöhe befinden. Der Abstand zwischen Augen und Bildschirm beträgt idealerweise 50-70 cm, abhängig von der Bildschirmgröße. Eine leichte Neigung des Monitors nach hinten von 10-20 Grad reduziert Reflexionen und verbessert die Lesbarkeit.
Ergonomische Gestaltung der Arbeitsfläche
- Ausreichend Platz für Arbeitsmaterialien und Bewegungsfreiheit
- Tischhöhe: 65-75 cm, abhängig von der Körpergröße
- Beinfreiheit: mindestens 65 cm Breite und 80 cm Tiefe
- Tastatur: 10-15 cm von der Tischkante entfernt
- Maus: nahe an der Tastatur platziert
Höhenverstellbare Schreibtische ermöglichen den Wechsel zwischen sitzender und stehender Tätigkeit. Dies fördert die Durchblutung, entlastet die Wirbelsäule und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Bei der Arbeit im Stehen sollte die Tischhöhe so eingestellt sein, dass die Ellenbogen in einem 90-Grad-Winkel aufliegen können.
Die Anordnung von Arbeitsmitteln nach Häufigkeit ihrer Verwendung optimiert Arbeitsabläufe und reduziert unnötige Bewegungen. Häufig genutzte Gegenstände sollten im zentralen Greifraum platziert werden, während selten benötigte Utensilien in der erweiterten Reichweite untergebracht werden können. Diese durchdachte Organisation des Arbeitsplatzes trägt zur Effizienzsteigerung und Entlastung des Bewegungsapparates bei.
Beleuchtung, Raumklima und Lärmschutz für optimale Arbeitsbedingungen
Eine adäquate Beleuchtung am Arbeitsplatz trägt wesentlich zur Leistungsfähigkeit und zum Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen bei. Die optimale Beleuchtungsstärke für Büroarbeitsplätze liegt zwischen 500 und 750 Lux. Dabei sollte eine Kombination aus natürlichem Tageslicht und künstlicher Beleuchtung angestrebt werden. Blendfreie Arbeitsflächen und eine gleichmäßige Lichtverteilung reduzieren die Augenbelastung und beugen Kopfschmerzen vor [Amt für Volkswirtschaft].
Das Raumklima spielt eine entscheidende Rolle für die Konzentrationsfähigkeit und Gesundheit. Die ideale Raumtemperatur für Büroarbeiten liegt zwischen 20 und 22 Grad Celsius. Eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent verhindert das Austrocknen der Schleimhäute und mindert das Risiko von Atemwegserkrankungen. Regelmäßiges Lüften oder der Einsatz von Lüftungsanlagen gewährleisten einen ausreichenden Luftaustausch und halten die CO2-Konzentration unter dem Grenzwert von 1000 ppm.
Lärmschutzmaßnahmen für konzentriertes Arbeiten
- Schallabsorbierende Materialien an Wänden und Decken
- Akustisch wirksame Raumteiler in Großraumbüros
- Geräuscharme Bürogeräte und -ausstattung
- Festlegung von Ruhezeiten für konzentriertes Arbeiten
- Einrichtung von Rückzugsräumen für vertrauliche Gespräche
Die Reduzierung von Lärmbelastungen ist essentiell für die kognitive Leistungsfähigkeit. In Büroumgebungen sollte der Schallpegel 55 dB(A) nicht überschreiten. Studien zeigen, dass bereits ab 35 dB(A) die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt wird. Durch gezielte akustische Maßnahmen lässt sich die Produktivität um bis zu 20% steigern und gleichzeitig das Stressniveau der Mitarbeiter*innen senken.
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Optimierung von Beleuchtung, Raumklima und Akustik schafft eine Arbeitsumgebung, die nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entspricht, sondern auch die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten nachhaltig fördert. Die regelmäßige Überprüfung und Anpassung dieser Faktoren sollte integraler Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein.
Ergonomische Hilfsmittel und deren korrekte Anwendung
Ergonomische Hilfsmittel ergänzen die Grundausstattung des Arbeitsplatzes und tragen zur Prävention von Gesundheitsproblemen bei. Fußstützen beispielsweise fördern eine verbesserte Durchblutung der Beine und entlasten den unteren Rücken. Sie sollten so eingestellt werden, dass die Füße vollflächig aufliegen und die Oberschenkel leicht nach unten geneigt sind. Dadurch wird eine optimale Sitzhaltung unterstützt und das Risiko von Venenerkrankungen reduziert [ifaa].
Dokumentenhalter minimieren die Belastung der Halswirbelsäule bei der Arbeit mit Papierdokumenten. Sie sollten zwischen Tastatur und Bildschirm platziert werden, um häufige Kopfdrehungen zu vermeiden. Die Neigung des Halters sollte dem Blickwinkel des Bildschirms entsprechen, um eine ergonomische Kopfhaltung zu gewährleisten.
Spezielle ergonomische Eingabegeräte
- Vertikale Mäuse zur Entlastung des Handgelenks
- Ergonomische Tastaturen mit geteiltem Tastenfeld
- Trackballs für präzise Steuerung bei minimalem Bewegungsaufwand
- Touchpads als Alternative zur herkömmlichen Maus
- Fußschalter für spezielle Anwendungen
Die Verwendung von Handballenauflagen bei Tastatur und Maus verhindert das Abknicken der Handgelenke und beugt so dem Karpaltunnelsyndrom vor. Dabei ist darauf zu achten, dass die Auflagen nur in Arbeitspausen genutzt werden, um eine freie Beweglichkeit der Hände während des Tippens zu gewährleisten.
Ergonomische Headsets mit Geräuschunterdrückung verbessern die Sprachqualität bei Telefonaten und Videokonferenzen. Sie entlasten den Nackenbereich und ermöglichen eine aufrechte Sitzhaltung. Die korrekte Einstellung der Mikrofonposition und Lautstärke ist entscheidend für den Tragekomfort und die Vermeidung von Hörstress.
Die Integration dieser Hilfsmittel in den Arbeitsalltag erfordert eine individuelle Anpassung und Schulung der Mitarbeiter*innen. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der ergonomischen Hilfsmittel gewährleisten deren optimale Wirksamkeit und tragen zur langfristigen Gesunderhaltung der Belegschaft bei.
Implementierung und Kontrolle: Ergonomie-Checkliste erfolgreich im Unternehmen umsetzen
Die erfolgreiche Implementierung einer Ergonomie-Checkliste erfordert ein systematisches Vorgehen und die Einbindung aller Hierarchieebenen. Zunächst sollte eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die aus Vertreter*innen der Geschäftsführung, des Betriebsrats, der Arbeitssicherheit und der Personalabteilung besteht. Diese Gruppe entwickelt einen Aktionsplan, der Ziele, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten festlegt [KomNet-Wissensdatenbank].
Die Durchführung einer Ist-Analyse bildet die Grundlage für gezielte Verbesserungen. Hierbei werden alle Arbeitsplätze anhand der Checkliste evaluiert und Handlungsbedarfe identifiziert. Die Priorisierung der Maßnahmen erfolgt nach Dringlichkeit und verfügbaren Ressourcen. Ein Pilotprojekt in einer ausgewählten Abteilung ermöglicht die Erprobung und Optimierung der Checkliste vor der unternehmensweiten Einführung.
Schritte zur nachhaltigen Implementierung
- Schulung von Führungskräften und Multiplikator*innen
- Regelmäßige Information und Sensibilisierung der Belegschaft
- Integration der Checkliste in bestehende Managementsysteme
- Etablierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses
- Dokumentation und Auswertung der Ergebnisse
Die Kontrolle der Umsetzung erfolgt durch regelmäßige Audits und Begehungen. Dabei wird die Einhaltung der ergonomischen Standards überprüft und der Fortschritt dokumentiert. Ein Kennzahlensystem, das beispielsweise die Reduktion von Fehlzeiten oder die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit misst, ermöglicht eine objektive Bewertung der Maßnahmen.
Die Einbindung der Mitarbeiter*innen in den Verbesserungsprozess ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Durch die Einrichtung eines betrieblichen Vorschlagswesens für ergonomische Verbesserungen wird das Expertenwissen der Belegschaft genutzt. Regelmäßige Feedbackrunden und Mitarbeiterbefragungen liefern wertvolle Erkenntnisse zur Wirksamkeit der implementierten Maßnahmen und decken weiteren Optimierungsbedarf auf.
Die kontinuierliche Anpassung der Checkliste an technologische Entwicklungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewährleistet ihre Aktualität und Effektivität. Eine jährliche Überprüfung und Aktualisierung der Checkliste sollte fest im Qualitätsmanagement verankert werden, um eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsplatzergonomie sicherzustellen.
Quellenverzeichnis
- ifaa - Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e.V. ifaa-Checkliste Ergonomie - CHECKLISTE zur ergonomischen Bewertung von Tätigkeiten, Arbeitsplätzen, Arbeitsmitteln & Arbeitsumgebung. https://www.arbeitswissenschaft.net/fileadmin/Downloads/Angebote_und_Produkte/Publikationen/ifaa_BA_240_Checkliste_Ergonomie.pdf
- Management Circle. Ergonomie am Arbeitsplatz: So schaffen Sie ein angenehmes Arbeitsumfeld. https://www.managementcircle.de/blog/ergonomie-am-arbeitsplatz-so-schaffen-sie-ein-angenehmes-arbeitsumfeld.html
- Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Ergonomie bei der Arbeitsgestaltung. https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Arbeit/Arbeitsbedingungen/gesundheitsschutz-am-arbeitsplatz/Ergonomie.html
- KomNet-Wissensdatenbank. Gefährdungsbeurteilung und rechtliche Pflichten. https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/5702
- Amt für Volkswirtschaft. Arbeitsplätze. https://www.llv.li/de/landesverwaltung/amt-fuer-volkswirtschaft/arbeitssicherheit/arbeitsplaetze
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